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Die Zahl e – Von Napier bis zur Wellenausbreitung im Äther


Was ist die Konstante e?

Die mathematische Konstante e ≈ 2,718281828… ist eine der fundamentalen Größen der Mathematik. Sie tritt auf, wenn man Wachstumsprozesse, Zerfallsprozesse oder kontinuierliche Zinseszinsen beschreibt. Formal definiert ist sie als Grenzwert:

Während π die Geometrie des Kreises beherrscht, ist e der unsichtbare Taktgeber für alles, was exponentiell wächst oder zerfällt – von Bankkonten bis hin zu radioaktiven Isotopen, und, wie wir gleich sehen werden, auch für elektromagnetische Wellen.

Ein kurzer historischer Exkurs

  • John Napier (1614): führte die Logarithmen ein, um mühselige Multiplikationen zu vereinfachen. Er ahnte noch nicht, dass er damit die Tür zu einer fundamentalen Konstante aufstieß.
  • Jacob Bernoulli (1683): entdeckte beim Studium des Zinseszinses die Zahl e als Grenzwert. Ironischerweise war es nicht die Gier nach Geld, sondern die Mathematik, die unsterblich wurde.
  • Leonhard Euler (1730er): gab der Zahl ihren Namen und verband sie mit der berühmten Euler’schen Identität:

– eine Gleichung, die so schön ist, dass Mathematiker Tränen vergießen, während Funkamateure sie als Phasenverschiebung im Smith-Diagramm missverstehen.

Exponentielle Gesetze in der Physik

Die Zahl e ist kein reines Zahlenspiel, sondern steckt in den Grundgesetzen der Physik:

  • Radioaktiver Zerfall:

– die Formel, die uns daran erinnert, dass alles irgendwann verschwindet. Sogar unsere Lieblingssender auf Mittelwelle.

  • RC-Glieder in der Elektronik:
U(t)=U0⋅e−t/RC

– das unvermeidliche „Ausbluten“ eines Kondensators. Wer schon einmal einen Elko in einem alten Röhrenradio entladen hat, weiß: e ist nicht nur eine Zahl, sondern auch ein schmerzhafter Stromschlag.

  • Dämpfung elektromagnetischer Wellen: In verlustbehafteten Medien gilt:

– die Feldstärke nimmt exponentiell ab. Mit anderen Worten: Je weiter die Welle läuft, desto mehr Energie verschwindet in Wärme. Oder wie Funkamateure sagen: „Mein Signal ist stark – nur leider nicht mehr bei dir.“

Bezug zum Amateurfunk und Wellenausbreitung

Im Amateurfunk begegnet uns e an vielen Stellen:

  • Freiraumdämpfung: Die Friis-Gleichung enthält implizit exponentielle Abhängigkeiten, wenn man die Dämpfung in dB zurückrechnet. Jeder zusätzliche Kilometer bedeutet ein weiteres Opfer an die Götter der Exponentialfunktion.
  • Skin-Effekt: Der Strom in einem Leiter nimmt mit der Tiefe exponentiell ab:

– weshalb HF lieber an der Oberfläche kriecht, als in die Tiefe zu gehen. Eine perfekte Metapher für Funkamateure, die lieber über Antennen reden, als sie tatsächlich aufzubauen.

  • Multipath-Fading: Überlagerungen mehrerer Signalpfade führen zu Interferenzmustern, die sich mathematisch elegant mit Exponentialtermen beschreiben lassen. Praktisch bedeutet das: Dein Signal klingt wie ein Dalek auf LSD.

Schwarzer Humor am Rande

Die Zahl e ist der stille Totengräber aller Illusionen von Stabilität:

  • Dein Bankkonto wächst exponentiell – bis die Bankgebühren schneller wachsen.
  • Dein Funksignal breitet sich exponentiell ab – bis es im Rauschen stirbt.
  • Dein Körper zerfällt exponentiell – und irgendwann bist du nur noch eine Fußnote in einem Logbuch.

Man könnte sagen: e ist die mathematische Erinnerung daran, dass alles Schöne im Leben mit einem Dämpfungsfaktor versehen ist.

Fazit

Die Konstante e ist weit mehr als eine abstrakte Zahl. Sie ist das Fundament von Wachstum, Zerfall und Wellenausbreitung. Ob in der Finanzmathematik, in der Elektrotechnik oder im Amateurfunk – überall, wo etwas kontinuierlich wächst oder stirbt, ist e der unsichtbare Dirigent.

Und wenn dein Signal mal wieder im Rauschen untergeht, denk daran: Es ist nicht die Antenne schuld. Es ist nur e, das dich daran erinnert, dass auch Funkträume exponentiell verblassen.

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