Morgens, mittags, abends – die Bänder haben Launen
Kurzwellenbänder sind wie Gäste auf einer schlechten WG-Party: Manche tauchen nur morgens auf, andere erst nach Mitternacht, und einige sind den ganzen Tag da, aber reden nur mit bestimmten Leuten.
Die Ursache? Die Ionosphäre – unser unfreiwilliger Funk-Partner, der entscheidet, ob dein Signal elegant um den Globus tanzt oder wie ein nasser Sack im Rauschen versinkt.
Die Physik dahinter – kurz und schmerzhaft
Die Ionosphäre besteht aus mehreren Schichten (D, E, F1, F2), die je nach Sonnenstand und Sonnenaktivität unterschiedlich ionisiert sind.
- Tagsüber: Die D-Schicht ist aktiv und frisst niedrige Frequenzen (unter ~7 MHz) wie ein hungriger Wolf.
- Nachts: Die D-Schicht verschwindet, und plötzlich laufen auch 160 m und 80 m wie geschmiert – wenn man „geschmiert“ als „mit viel atmosphärischem Rauschen“ definiert.
- F2-Schicht: Der große Spiegel für DX. Ihre Höhe und Ionisation bestimmen die MUF (Maximum Usable Frequency).
Kurz gesagt: Die Sonne ist dein Boss – und sie ist launisch.
Typische Bandnutzung nach Tageszeit
Uhrzeit (UTC) | Bänder | Typische Frequenzen | Bemerkung |
---|---|---|---|
Vor Sonnenaufgang | 160 m, 80 m, 40 m | 1,840 MHz, 3,780 MHz, 7,090 MHz | Ruhige Bedingungen, DX möglich, wenn die Nachtschicht der Ionosphäre noch arbeitet. |
Morgen | 40 m, 30 m, 20 m | 7,090 MHz, 10,120 MHz, 14,200 MHz | 20 m öffnet, Short- und Long-Path nach VK oft möglich. |
Mittag | 20 m, 17 m, 15 m, 12 m, 10 m | 14,200 MHz, 18,130 MHz, 21,300 MHz, 24,950 MHz, 28,500 MHz | Hohe Bänder laufen, wenn die MUF hoch genug ist. Perfekt für schnelle DX-Kontakte. |
Nachmittag | 17 m, 20 m, 30 m | 18,130 MHz, 14,200 MHz, 10,120 MHz | Oft stabile Verbindungen in mittlere Entfernungen. |
Abend | 40 m, 80 m, 160 m | 7,090 MHz, 3,780 MHz, 1,840 MHz | D-Schicht weg, Low-Band-DX möglich. |
Nacht | 160 m, 80 m | 1,840 MHz, 3,780 MHz | Für die, die Schlaf für überbewertet halten. |
Warum zu verschiedenen Uhrzeiten?
- Sonnenstand: Bestimmt, welche Schichten der Ionosphäre aktiv sind.
- MUF: Wenn deine Frequenz über der MUF liegt, geht’s nicht raus – Punkt.
- Dämpfung: Die D-Schicht ist tagsüber der Endgegner für niedrige Frequenzen.
- Grauzone (Greyline): Der magische Moment, wenn Tag und Nacht auf der Erde aufeinandertreffen – perfekte Bedingungen für DX, weil die D-Schicht verschwindet, die F-Schicht aber noch geladen ist.
Schwarzer Humor für zwischendurch
- 160 m: Das Band für Masochisten. Du hörst stundenlang nur Rauschen, bis plötzlich eine Station aus Neuseeland auftaucht – und genau dann ruft der Nachbar, weil sein Fernseher „komische Streifen“ hat.
- 10 m: Läuft nur, wenn die Sonne gute Laune hat. Also… selten.
- 20 m: Das „Büroband“ – immer jemand da, aber 90 % reden über das Wetter.
Augenzwinkern an die Profis
Ja, wir wissen: „Es gibt keine festen Regeln, nur Bedingungen.“ Aber Hand aufs Herz – auch ihr habt schon mal morgens um 06:30 UTC auf 20 m Long Path nach VK gearbeitet, nur um mittags festzustellen, dass auf 10 m tote Hose ist.