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Das 6m- und 4m-Band im Amateurfunk: Technik, Herausforderungen und Zukunft

Einführung

Das 6m- und 4m-Band sind zwei faszinierende Frequenzbereiche im Amateurfunk, die sich durch ihre einzigartigen Ausbreitungsbedingungen und Herausforderungen auszeichnen. Während das 6m-Band (50–54 MHz) oft als „Magic Band“ bezeichnet wird, bietet das 4m-Band (70–70,5 MHz) interessante Möglichkeiten für regionale und sporadische Fernverbindungen.

Herausforderungen und Besonderheiten

Grenzbereich zwischen Kurzwelle und UKW Das 6m-Band liegt genau an der Grenze zwischen Kurzwelle (HF)und Ultrakurzwelle (VHF). Dadurch kann es sowohl ionosphärische Reflexionen als auch troposphärische Ausbreitung nutzen.

Sporadische E-Schicht (Sporadic-E, Es) Beide Bänder profitieren von Sporadic-E-Ausbreitung, die besonders in den Sommermonaten auftritt und Verbindungen über bis zu 2000 km ermöglicht.

Meteor-Scatter und Aurora Das 6m-Band eignet sich hervorragend für Meteor-Scatter, bei dem Funkwellen an ionisierten Spuren von Meteoren reflektiert werden. Auch Aurora-Reflexionen sind möglich, wenn starke Sonnenaktivität die Ionosphäre beeinflusst.

Begrenzte Nutzung und Regulierung Das 4m-Band ist in vielen Ländern nur zeitweise oder experimentellfreigegeben.  In Deutschland ist es aktuell bis 31.12.2025 für Klasse-A-Lizenzinhaber nutzbar.

Typische Betriebsarten

Band Typische Betriebsarten
6m (50–54 MHz) SSB, CW, FT8, FM, Meteor-Scatter, Aurora
4m (70–70,5 MHz) SSB, CW, FT8, MSK144, FM

SSB und CW sind die bevorzugten Betriebsarten für DX-Verkehr, während FT8 und MSK144 für schwache Signale und Meteor-Scatter genutzt werden.

Ausbreitungsmodelle und jährliche Abhängigkeiten

Sporadic-E (Es)

  • Hauptsaison: Mai bis August (Nordhalbkugel)
  • Ermöglicht Fernverbindungen über 1000–2000 km

Meteor-Scatter

  • Aktiv während Meteorströmen (z. B. Perseiden im August)
  • Kurze Reflexionen ermöglichen digitale Betriebsarten wie MSK144

Aurora-Reflexionen

  • Abhängig von Sonnenaktivität und geomagnetischen Stürmen
  • Signale erscheinen oft verzerrt und rauschend

Troposphärische Ausbreitung

  • Funktioniert gut bei Inversionswetterlagen
  • Besonders relevant für lokale und regionale Verbindungen

Frequenzen, Relais und Baken

Typische Frequenzen für das 6m-Band:

  • 50,110 MHz – Interkontinentale Anruffrequenz
  • 50,313 MHz – FT8
  • 50,400 MHz – FM

Typische Frequenzen für das 4m-Band:

  • 70,154 MHz – FT8
  • 70,174 MHz – MSK144
  • 70,200 MHz – SSB-Anruffrequenz

Relaisstationen in Europa:

  • Deutschland: 70,150–70,210 MHz (zeitlich begrenzt)
  • Großbritannien: 70,450 MHz (FM-Relais)
  • Irland: 70,2625 MHz (FM-Relais)

Baken zur Ausbreitungsbeobachtung:

  • OZ7IGY (Dänemark) – 50,021 MHz
  • GB3MCB (UK) – 70,030 MHz

Geschichtlicher Rückblick

Das 6m-Band wurde in den 1940er Jahren für militärische Zwecke genutzt und später für den Amateurfunk freigegeben. Das 4m-Band war in Deutschland zwischen 1957 und 1959 erstmals erlaubt und wurde seit 2014 immer wieder temporär freigegeben.

Zukunftsperspektiven

Mögliche Entwicklungen:

  • KI-gestützte Signalverarbeitung zur besseren Nutzung von Sporadic-E
  • Adaptive Antennensysteme für gezielte Strahlungssteuerung
  • Erweiterung der Frequenzzuweisungen für dauerhafte Nutzung des 4m-Bands

Die Zukunft des 6m- und 4m-Bands bleibt spannend, insbesondere mit neuen Technologien zur Signaloptimierung und digitalen Betriebsarten.

Fazit

Das 6m- und 4m-Band bieten einzigartige Möglichkeiten für den Amateurfunk, insbesondere durch Sporadic-E, Meteor-Scatter und Aurora-Reflexionen. Während das 6m-Band weltweit etabliert ist, bleibt das 4m-Band in Deutschland eine temporäre Herausforderung. Die Zukunft könnte durch KI-gestützte Signalverarbeitung und adaptive Antennensysteme neue Möglichkeiten eröffnen.