Von DGUV V3 bis Relais – Physik, Praxis und die ewige Schlacht gegen Besserwisser
Physikalische Grundlagen der Thermografie
Thermografie basiert auf der Tatsache, dass jeder Körper mit einer Temperatur oberhalb des absoluten Nullpunkts elektromagnetische Strahlung emittiert.
- Spektrum: Hauptsächlich im Infrarotbereich (ca. 0,7–14 µm).
- Plancksches Strahlungsgesetz: Beschreibt die spektrale Verteilung der Strahlung.
- Stefan-Boltzmann-Gesetz: – die abgestrahlte Leistung steigt mit der vierten Potenz der Temperatur.
- Emissionsgrad: Real existierende Oberflächen sind keine perfekten schwarzen Strahler. Ein blankes Kupferkabel hat z. B. einen Emissionsgrad von ~0,2, während matte Isolierungen bei ~0,95 liegen.
Thermografie bei DGUV V3 Prüfungen
Die DGUV Vorschrift 3 (ehemals BGV A3) schreibt regelmäßige Prüfungen elektrischer Anlagen und Betriebsmittel vor. Thermografie ist hier ein ergänzendes Werkzeug, um:
- Kontaktprobleme (lose Schraubklemmen, oxidierte Verbindungen) sichtbar zu machen.
- Überlastungen von Leitungen oder Sicherungen frühzeitig zu erkennen.
- Asymmetrische Belastungen aufzuspüren.
Vorteile:
- Berührungslos, auch bei laufendem Betrieb.
- Dokumentierbar (Thermogramme als Prüfprotokoll).
- Spart den Elektriker vor dem klassischen „Handauflegen-Test“ – der zwar mutig aussieht, aber spätestens bei 400 V eher Darwin-Award-tauglich ist.
Anwendung bei Amateurfunkgeräten und Relais
Auch im Amateurfunk ist Thermografie ein unterschätztes Werkzeug:
- Endstufen & PA-Transistoren: Lokale Hotspots durch schlechte Wärmeableitung oder ungleichmäßige Belastung.
- Relaiskontakte: Übergangswiderstände führen zu Erwärmung – sichtbar, bevor das Relais endgültig verschweißt.
- Netzteile: Überlastete Gleichrichter oder Elkos, die sich thermisch verabschieden, bevor sie akustisch explodieren.
- Antennenrelais & Koaxschalter: Besonders bei QRO-Betrieb (hoher Leistung) können Übergangswiderstände zu HF-bedingter Erwärmung führen.
Normen, Altersstarrsinn und die „Besserwisser-Fraktion“
Hier kommt der Teil, wo der Humor tiefschwarz wird:
- Die Normenverweigerer: „IEC, DIN, VDE – alles nur Papier. Ich mach das seit 40 Jahren so!“ Ja, und seit 40 Jahren wundert man sich, warum die Sicherungskästen aussehen wie Kunstwerke aus geschmolzenem Kupfer.
- Die Improvisationskünstler: „DGUV V3? Ach, ich prüf nach Gefühl. Wenn’s warm wird, war’s zu viel.“ Diese Philosophie ist zwar kreativ, aber ungefähr so sinnvoll wie ein Fallschirm aus Blei.
- Die Funkamateure mit Gottkomplex: „Relais? Die halten ewig, wenn man sie nur ordentlich segnet.“ Leider hält Physik nichts von Gebeten – Übergangswiderstände steigen trotzdem.
Fazit
Thermografie ist kein esoterisches Spielzeug, sondern ein hochwirksames Diagnosewerkzeug:
- In der DGUV V3 Prüfung hilft sie, elektrische Gefahren sichtbar zu machen, bevor sie zu Bränden oder Ausfällen führen.
- Im Amateurfunk deckt sie thermische Schwachstellen in Geräten, Relais und Antennenkomponenten auf.
- Die Physik dahinter ist klar, unbestechlich und lässt sich nicht durch Altersstarrsinn oder „gefühlte Normen“ überlisten.
Wer Thermografie ignoriert, weil er „alles besser weiß“, darf sich schon mal überlegen, ob er im nächsten Leben als Rauchmelder oder als Versicherungsgutachter wiedergeboren werden möchte.