🎯 Phase Shifter im Amateurfunk – Besserer Kurzwellenempfang durch gezielte Phasenverschiebung


📡 Einleitung

Im Kurzwellen-Amateurfunk ist der Empfang oft durch Störungen, QRM (man-made noise) oder Mehrwegeausbreitung beeintrĂ€chtigt. Ein Phase Shifter – auf Deutsch Phasenschieber – kann helfen, das Nutzsignal zu verstĂ€rken und Störungen zu unterdrĂŒcken, indem er die Signale zweier Antennen gezielt in der Phase verschiebt und kombiniert. Das Ergebnis: klarerer Empfang, weniger Rauschen, bessere Lesbarkeit schwacher Stationen.

🔬 Die Physik dahinter – einfach erklĂ€rt

Radiowellen sind elektromagnetische Schwingungen. Treffen sie auf zwei rĂ€umlich getrennte Antennen, kommen sie dort oft mit unterschiedlicher Phase an – das heißt, die Wellenberge und -tĂ€ler sind leicht verschoben.

  • Wenn zwei Signale in Phase sind (Wellenberg trifft auf Wellenberg), addieren sie sich → das Signal wird stĂ€rker.
  • Wenn sie gegenphasig sind (Wellenberg trifft auf Wellental), löschen sie sich teilweise oder ganz aus.

Ein Phase Shifter verĂ€ndert gezielt die Phase eines Signals, bevor es mit einem anderen kombiniert wird. So kann man z. B. ein Störsignal, das aus einer bestimmten Richtung kommt, durch destruktive Interferenz abschwĂ€chen, wĂ€hrend das Nutzsignal aus einer anderen Richtung verstĂ€rkt wird.

⚙ Warum verbessert sich der Empfang?

  • Richtwirkung: Durch die Phasenverschiebung entsteht eine virtuelle Richtantenne aus zwei einfachen Antennen.
  • StörunterdrĂŒckung: Störungen aus einer bestimmten Richtung können gezielt ausgelöscht werden.
  • SignalverstĂ€rkung: Nutzsignale aus der gewĂŒnschten Richtung addieren sich konstruktiv.

Das Prinzip Ă€hnelt dem Beamforming moderner Antennensysteme – nur eben analog und mit diskreten Bauteilen.

🛠 Technische Umsetzung

Ein einfacher Phase Shifter fĂŒr den Kurzwellenbereich (z. B. 3–30 MHz) kann mit passiven RC- oder LC-Gliedernrealisiert werden. FĂŒr prĂ€zisere und verlustĂ€rmere Ergebnisse nutzt man oft Breitband-Transformatoren und variabel einstellbare Kondensatoren.

Grundprinzip:

  1. Zwei Antennen empfangen das Signal.
  2. Eine Empfangsleitung wird durch den Phase Shifter gefĂŒhrt, der die Phase um 0–180° verstellbar macht.
  3. Signalkombination in einem Summationspunkt (z. B. ĂŒber einen Hybrid-Koppler oder einfachen Widerstands-Mischer).
  4. Weiterleitung an den EmpfÀnger.

📐 Einfaches Blockschaltbild

Code
   Antenne 1 ───────────────┐
                            │
                            ├──â–ș Summierer ──â–ș EmpfĂ€nger
   Antenne 2 ─â–ș Phase Shifter│
                            │

🔧 Bauanleitung – Beispiel mit diskreten Bauteilen

Ziel: Variabler Phasenschieber fĂŒr 3–30 MHz, ca. 0–180° Phasenverschiebung.

Benötigte Bauteile:

  • 2 × Breitband-Übertrager (z. B. auf FT37-43 Ferritkern, 1:1)
  • 1 × Drehkondensator (10–500 pF)
  • 1 × Festkondensator (100 pF, NP0)
  • 1 × Potentiometer (500 Ω, Draht)
  • 2 × WiderstĂ€nde (z. B. 51 Ω, 0,25 W)
  • Koaxbuchsen (BNC oder PL)
  • GehĂ€use aus Metall (Abschirmung)
  • Kurze Koaxleitungen (RG-174 oder RG-58)

Schaltungsprinzip:

  1. Eingang vom zweiten Antennensignal geht in den ersten Übertrager.
  2. Zwischenstufe: RC-Netzwerk mit Drehkondensator und Potentiometer erzeugt die variable Phasenverschiebung.
  3. Ausgang ĂŒber zweiten Übertrager zum Summationspunkt.
  4. Summation mit dem Signal der ersten Antenne ĂŒber WiderstĂ€nde oder Hybrid-Koppler.

🔍 Abgleich:

  1. Beide Antennen parallel an den EmpfĂ€nger anschließen.
  2. Phase Shifter in Mittelstellung bringen.
  3. Auf ein starkes Störsignal abstimmen.
  4. Drehkondensator und Potentiometer so einstellen, dass das Störsignal minimal wird.
  5. Nutzsignal prĂŒfen – oft wird es gleichzeitig stĂ€rker.

💡 Praxistipps:

  • Antennen sollten Ă€hnliche Empfangscharakteristik haben.
  • Abstand zwischen den Antennen: 1/8 bis 1/4 WellenlĂ€nge der Betriebsfrequenz.
  • MetallgehĂ€use verwenden, um Einstreuungen zu vermeiden.
  • FĂŒr prĂ€ziseren Betrieb kann man mehrstufige Allpass-Filter einsetzen.

📜 Fazit

Ein Phase Shifter ist ein vergleichsweise einfaches, aber sehr wirksames Werkzeug im Amateurfunk. Mit wenigen diskreten Bauteilen lĂ€sst sich die EmpfangsqualitĂ€t auf Kurzwelle deutlich verbessern – besonders in schwierigen Störumgebungen. Er ist ein schönes Selbstbauprojekt, das sowohl die HF-Technik als auch das VerstĂ€ndnis fĂŒr Wellenausbreitung vertieft.