IG AFU Bonn

Meteor-Scatter im Amateurfunk: Technik, Herausforderungen und Anwendungen

Einführung

Meteor-Scatter ist eine faszinierende Ausbreitungsart im Amateurfunk, die es ermöglicht, UKW-Signale über große Distanzen zu übertragen. Dabei werden Funkwellen an ionisierten Spuren von Meteoren reflektiert, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre entstehen.

Einsatz und Jahreszeiten für Meteor-Scatter

Meteor-Scatter funktioniert besonders gut während Meteorströmen, die regelmäßig auftreten. Die wichtigsten Schauer sind:

Meteorstrom Aktivitätszeitraum Maximale Aktivität
Quadrantiden 28. Dez. – 12. Jan. 3. Jan.
Perseiden 13. Juli – 26. Aug. 12. Aug.
Leoniden 5. Nov. – 3. Dez. 18. Nov.
Geminiden 30. Nov. – 17. Dez. 13. Dez.

Während dieser Zeiten sind Reflexionen besonders häufig, da viele Meteore in die Atmosphäre eintreten und kurzlebige Ionisationsspuren hinterlassen.

Technische Herausforderungen und Möglichkeiten

Herausforderungen:

  • Kurze Reflexionszeiten: Ionisationsspuren bestehen oft nur für Bruchteile von Sekunden bis wenige Minuten.
  • Dopplereffekt: Durch die hohe Geschwindigkeit der Meteore treten Frequenzverschiebungen auf.
  • Optimale Antennenausrichtung: Die Antenne muss auf den Radianten des Meteorstroms ausgerichtet sein.

Möglichkeiten:

  • Digitale Betriebsarten wie MSK144 ermöglichen zuverlässige QSOs mit kurzen Reflexionszeiten.
  • Hochrichtende Yagi-Antennen verbessern die Signalstärke und Empfangsqualität.
  • Automatisierte Empfangssysteme können Reflexionen effizient auswerten.

Signalreflexionen an Flugzeugen

Neben Meteor-Scatter gibt es auch Aircraft-Scatter, bei dem Funkwellen an Flugzeugen reflektiert werden.

Merkmale von Aircraft-Scatter:

  • Reflexionszeiten von 30 Sekunden bis mehreren Minuten.
  • Dopplerverschiebung, abhängig von Flugrichtung und Geschwindigkeit.
  • Geeignet für Frequenzen von 100 MHz bis 10 GHz.

Aircraft-Scatter wird oft für UKW-Verbindungen über große Distanzen genutzt, wenn direkte Sichtverbindung fehlt.

Mathematik zur Ausbreitung und Laufzeiten

Die Reflexion an Meteor-Spuren folgt einem kegelförmigen Streumodell.

Wichtige mathematische Konzepte:

  • Streuwinkel: Die Funkwellen werden entlang eines Streukegels reflektiert.
  • Laufzeitberechnung: Die Reflexionshöhe liegt typischerweise bei 90–110 km.
  • Dopplereffekt: Frequenzverschiebung durch die hohe Geschwindigkeit der Meteore (bis zu 70 km/s).

Die optimale Antennenausrichtung hängt von der Position des Radianten und der Erdrotation ab.

Typische Frequenzen und Zeiten

Meteor-Scatter wird auf UKW-Bändern genutzt, insbesondere auf 50 MHz und 144 MHz.

Frequenzbereich Typische Betriebsarten
50,260 MHz MSK144, FSK441
144,370 MHz SSB, CW, FT8
432,200 MHz Experimentelle MS-Verbindungen

Die besten Zeiten für Meteor-Scatter sind früh morgens, da die Erde dann mehr Meteore einfängt.

Vor- und Nachteile von Meteor-Scatter

Vorteile:

  • DX-Verbindungen über 1000–2500 km möglich.
  • Keine direkte Sichtverbindung erforderlich.
  • Digitale Betriebsarten ermöglichen zuverlässige QSOs.

Nachteile:

  • Reflexionszeiten oft sehr kurz.
  • Hohe technische Anforderungen an Antennen und Software.
  • Nicht für kontinuierliche Kommunikation geeignet.

Fazit

Meteor-Scatter ist eine spannende Möglichkeit, UKW-Signale über große Distanzen zu übertragen. Während es technische Herausforderungen gibt, ermöglichen moderne digitale Betriebsarten und optimierte Antennensystemezuverlässige Verbindungen.