Warum Funkamateure DrĂ€hte lieben, Baluns brauchen â und die Physik manchmal ein sadistischer Spielleiter ist.
đĄ Einleitung
Amateurfunker sind Meister darin, aus einem StĂŒck Draht eine Weltreise zu machen. Doch ohne den richtigen Balun endet das Abenteuer schnell in einem Drama: Dein Transceiver röchelt, das SWR steigt wie der Blutdruck deines Nachbarn, und plötzlich lĂ€uft auf seinem Fernseher nicht mehr Netflix, sondern dein CQ-Ruf. Willkommen in der Welt der Endfed-Antennen â wo Physik und Improvisation Hand in Hand gehen.
⥠Warum ĂŒberhaupt ein Balun?
Eine Endfed-Antenne wird am Ende gespeist. Das klingt praktisch, ist aber elektrisch ein Alptraum:
- Die Impedanz am Speisepunkt liegt oft zwischen 200â3000 Ohm.
- Dein FunkgerÀt erwartet 50 Ohm.
- Ohne Anpassung: SWR wie ein Herzinfarkt â und dein Endstufentransistor verabschiedet sich mit einem Rauchzeichen.
Hier kommt der Balun (genauer: Unun) ins Spiel:
- 1:9 Balun â transformiert ca. 450 Ohm auf 50 Ohm.
- 1:49 Balun â transformiert ca. 2450 Ohm auf 50 Ohm.
Kurz gesagt: Der Balun ist der Dolmetscher zwischen deinem sturen Draht und deinem empfindlichen FunkgerĂ€t. Ohne ihn reden beide aneinander vorbei â mit pyrotechnischen Effekten.
đ„ 1:9 vs. 1:49 â die Unterschiede
- 1:9 Balun
- FĂŒr âRandom Wireâ-Antennen, die mit einem Tuner betrieben werden.
- Flexibel, aber ohne Tuner nutzlos.
- Ideal fĂŒr portable EinsĂ€tze, wenn man nicht weiĂ, wie lang der Baum im Park ist.
- 1:49 Balun
- FĂŒr Endfed-Halbwellen (EFHW).
- Sehr effizient, wenn die DrahtlÀnge stimmt.
- Kein Tuner nötig â aber wehe, du schneidest den Draht 30 cm zu kurz. Dann ist dein SWR so schön wie ein Zahnarztbesuch.
đ Ăbersicht: Vor- und Nachteile
| Balun-Typ | Vorteile | Nachteile | Typische Anwendungen |
|---|---|---|---|
| 1:9 | – Flexibel mit Tuner
Funktioniert mit vielen DrahtlĂ€ngen – Einfacher Aufbau |
– Ohne Tuner kaum nutzbar- Höhere Verluste – Weniger effizient | âRandom Wireâ-Antennen, portable Funkerei |
| 1:49 | – Sehr effizient – Kein Tuner nötig (bei richtiger LĂ€nge) – Gute Multiband-Abdeckung | – Weniger flexibel – DrahtlĂ€nge muss exakt passen – Bau etwas anspruchsvoller | EFHW-Multiband-Antennen, stationĂ€r |
đ DrahtlĂ€ngen fĂŒr die Praxis
Mit 1:9 Balun (Random Wire + Tuner)
- 16,2 m â nutzbar auf 40 m, 20 m, 15 m, 10 m
- 27 m â deckt 80 m bis 10 m ab (mit Tuner)
- 41 m â fast alle BĂ€nder von 80 m bis 10 m
Mit 1:49 Balun (Endfed-Halbwelle, ohne Tuner)
- 10,1 m â 20 m, 10 m
- 20,3 m â 40 m, 20 m, 15 m, 10 m
- 40,6 m â 80 m, 40 m, 20 m, 15 m, 10 m
đ Mantelwellen-Sperre (Choke) â warum sie dein bester Freund ist
Ohne Choke wird dein Koaxkabel Teil der Antenne. Das fĂŒhrt zu:
- Störungen: Dein Nachbar hört dich plötzlich im Babyphone.
- RĂŒckströmen: Dein Mikrofon brutzelt, wenn du PTT drĂŒckst.
- Unberechenbare Abstrahlung: Dein schönes Strahlungsdiagramm sieht aus wie ein Picasso.
đ Lösung: Mantelwellensperre (z. B. Ferritkerne oder Koaxwicklung).
- Position: Möglichst nah am Balun.
- Faustregel: Alle λ/4 KabellÀngen vermeiden, da diese Resonanzen erzeugen.
đ Erdung und Gegengewicht â die unterschĂ€tzte Pflicht
Eine Endfed braucht ein Gegengewicht, sonst sucht sich der Strom seinen Weg â oft durch dein Shack.
- Minimal-Lösung: 3â5 m Draht als Gegengewicht.
- Besser: λ/4 des tiefsten Bandes, das du nutzen willst.
- FĂŒr 40 m â ca. 10 m Draht.
- FĂŒr 80 m â ca. 20 m Draht.
- Koax als Gegengewicht: Dein Koaxkabel wirkt automatisch als Gegengewicht. Deshalb: Mantelwellensperre setzen, um es zu kontrollieren.
đŻ Fazit
- 1:9 Balun: FĂŒr Bastler, Experimentierer, Portable-Funker mit Tuner.
- 1:49 Balun: FĂŒr effiziente Multiband-Stationen ohne Tuner, wenn die DrahtlĂ€nge exakt stimmt.
- Choke: Pflicht, sonst wird dein Koax zum Antennen-Zombie.
- Erdung/Gegengewicht: Ohne sie ist deine Endfed wie ein Vampir ohne Sarg â sie sucht sich ihren Weg, und du wirst ihn nicht mögen.


   Das Foto zeigt die Innenklappe der DurchfĂŒhrung.





