Seefunk ist so etwas wie das soziale Netzwerk der Weltmeere – nur ohne Katzenvideos, dafür mit einer Menge Technik, klaren Regeln und im Ernstfall lebensrettend. Ob auf der Nordsee, dem Mittelmeer oder mitten im Pazifik: Wer funkt, verbindet Schiffe, Küstenstationen und Rettungsdienste – und das seit über 100 Jahren.
📡 Was ist Seefunk überhaupt?
Seefunk ist der Sammelbegriff für alle Funkdienste, die in der Seeschifffahrt genutzt werden. Er dient der Sicherheit, Navigation und Koordination auf See. Dabei gibt es drei Hauptbereiche:
- UKW-Seefunk (VHF – Very High Frequency) Frequenzbereich: 156,0–162,025 MHz Reichweite: ca. 20–30 Seemeilen (abhängig von Antennenhöhe und Wetter) Einsatz: Hafenmanöver, Schiff-zu-Schiff-Kommunikation, Notrufe, nautische Informationen.
- Kurzwellenfunk (HF – High Frequency) Frequenzbereich: 3–30 MHz Reichweite: Weltweit, dank Ionosphären-Reflexion. Einsatz: Langstreckenkommunikation, vor allem auf hoher See.
- Satellitenfunk (z. B. Inmarsat im GMDSS) Frequenzen variieren je nach System. Reichweite: Global, unabhängig von Wetter oder Tageszeit. Einsatz: Notrufe, Datenübertragung, E-Mails, Wetterberichte.
🚨 So läuft ein Notruf auf See ab
Im internationalen GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) gibt es klare Abläufe:
- Digitaler Selektivruf (DSC) auf der Notfrequenz (UKW-Kanal 70 oder entsprechende KW-Frequenzen) – das ist der „Alarmknopf“.
- Sprachmeldung auf der Not- und Anruffrequenz:
- UKW: Kanal 16 (156,800 MHz)
- KW: z. B. 2182 kHz, 4125 kHz, 6215 kHz
- Aufbau der Meldung:
- „MAYDAY, MAYDAY, MAYDAY“
- Schiffsname und Rufzeichen
- Position (Breite/Länge)
- Art des Notfalls
- Benötigte Hilfe
- Anzahl der Personen an Bord
💡 Tipp: Wer versehentlich einen Notruf auslöst, sollte ihn sofort mit „MAYDAY CANCEL“ und den eigenen Daten zurücknehmen – sonst gibt’s unnötige Aufregung.
🎓 Voraussetzungen in Deutschland
Wer am Seefunk teilnehmen will, braucht eine amtliche Funklizenz:
- SRC (Short Range Certificate) – für UKW-Seefunkanlagen.
- LRC (Long Range Certificate) – für UKW, KW und Satellitenfunk.
- UBI (UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk) – für Binnengewässer.
Zusätzlich:
- Anmeldung der Funkanlage bei der Bundesnetzagentur.
- Zuteilung eines Rufzeichens und ggf. einer MMSI-Nummer.
📜 Ein kurzer Blick in die Geschichte
- 1900er Jahre: Erste Funkversuche auf Schiffen mit Morsetelegrafie.
- 1912: Die Titanic-Katastrophe führt zu internationalen Vorschriften für den Seefunk.
- 1970er: UKW-Seefunk wird Standard für Küstennavigation.
- 1999: Einführung des GMDSS – Notrufe werden digitalisiert und global vernetzt.
- Heute: Kombination aus UKW, KW, Satellit und digitalen Diensten wie AIS.
📊 Wichtige Frequenzen & Kanäle im Überblick
Bereich | Kanal/Frequenz | Nutzung |
---|---|---|
UKW | Kanal 16 – 156,800 MHz | Not-, Sicherheits- und Anruffrequenz |
UKW | Kanal 70 – 156,525 MHz | Digitaler Selektivruf (DSC) |
UKW | Kanal 13 – 156,650 MHz | Brückennavigation, Schiff-zu-Schiff |
UKW | Kanal 10 – 156,500 MHz | Hafenbehörden, nautische Infos |
KW | 2182 kHz | Internationale Not- und Anruffrequenz |
KW | 4125 kHz, 6215 kHz | Not- und Sicherheitsmeldungen |
Satellit | Inmarsat-C | Globale Notruf- und Datenkommunikation |
😄 Fazit mit Augenzwinkern
Seefunk ist wie ein guter Kapitän: zuverlässig, wetterfest und immer bereit, im Notfall das Ruder zu übernehmen. Wer die Technik beherrscht, hat nicht nur ein Stück Sicherheit an Bord, sondern auch den Schlüssel zu einer weltweiten Gemeinschaft – und vielleicht das eine oder andere spannende Gespräch mitten auf dem Ozean.