Betrieb von Amateurfunktechnik in Industrieanlagen und Erdung der Antennenleitung

Industrielle Umgebungen zeichnen sich durch umfangreiche Metallstrukturen, elektrische Anlagen und oft getrennte Erdungssysteme aus. Beim Einführen der Antennenleitung ins Gebäude entstehen ohne fachgerechte Erdung und Potentialausgleich unkontrollierte Spannungsunterschiede, die zu Funkstörungen, Beschädigungen von Geräten und im Blitzfall zu gefährlichen Überströmen führen können.

1 Erdung vor dem Gebäudeeintritt

  • Installieren Sie nahe am Mastfuß oder am Fangleiterpunkt außerhalb des Gebäudes einen separaten Erdungspunkt für den Koax-Schirm.
  • Verwenden Sie hierfür einen Kupferleiter (mindestens 16 mm² Cu) oder einen gleichwertigen Metallleiter, der direkt mit dem äußeren Blitzschutz- bzw. Erdungssystem verbunden ist.
  • Diese äußere Erdung verhindert, dass Blitzströme ungefiltert ins Gebäudeinnere induziert werden.

2 Erdung nach dem Gebäudeeintritt

  • Führen Sie die Antennenleitung durch eine blitzstromfest ausgeführte Kabeldurchführung (“Feed-Through”).
  • Direkt hinter der Durchführungsstelle muss der Koax-Schirm an die Haupterdungsschiene (HES) oder an eine örtliche Potentialausgleichsschiene (PAS) angebunden werden.
  • Verwenden Sie kurze, möglichst gerade Leiter (≥ 6 mm² Cu) zur Verbindung von Schirm und PAS, um Impedanzen und Induktivitäten gering zu halten.

3 Relevante Normen und Folgen bei Nichteinhaltung

  • DIN VDE 0100-540 verlangt den Schutzpotentialausgleich für alle metallischen Fremdleiter am Gebäudeübergang, zu denen auch Kabelschirme gehören.
  • DIN VDE 0855-300 (Entwurf VDE 0855-300:2025-01) schreibt für Funkanlagen mit bis zu 1 kW Senderleistung die Erdung und den Potentialausgleich der Antennenleitung vor dem und nach dem Gebäudeeintritt zwingend vor.
  • VDE 0185-305-3 regelt die Einbindung von Antennen- und Blitzschutzsystemen in industrielle Blitzschutzanlagen.
  • Unterbleibt die Erdung der Koax-Schirme am Gebäude, verletzt man sowohl DIN VDE 0100-540 als auch DIN VDE 0855-300 und riskiert
    • Funkausfälle und Störgeräusche durch induzierte Spannungsdifferenzen
    • Sachschäden durch Blitzüberschläge im Schirm oder im Shack
    • Haftungsansprüche im Schadensfall

4 Praxistipp

Planen Sie beim Aufstellen in Industrieanlagen frühzeitig die Leitungsführung und Erdungspunkte zusammen mit der Blitzschutz- bzw. Elektrofachkraft. Eine koordinierte Installationsplanung zwischen Funktechnikern, Maschinenbau und Gebäudetechnik verhindert teure Nachrüstungen und Verschlechterungen der Empfangsqualität.