Es gibt diesen leisen Moment, wenn der Wind im Draht singt und ein fernes Rufzeichen genau richtig einschwingt. Symmetrische Drahtantennen sind pures Handwerk: zwei Enden, viel Himmel und die Kunst, Strom gleichmäßig fließen zu lassen. Hier bekommst du das große Ganze – ohne Formeln, mit klaren Grafiken, praktischen Bauplänen und ehrlichen Tipps.
Funktionsweise:
Eine symmetrische Drahtantenne verteilt Strom und Spannung spiegelbildlich auf zwei Schenkel. Die Energie wandert vom Speisepunkt in beide Richtungen, wird entlang des Drahtes „gestaut“ und strahlt ins Freie ab. Je nach Länge und Höhe verschiebt sich der Abstrahlwinkel: tiefer für weite Verbindungen, höher für den Nahbereich.
Wichtig ist die Balance: Wenn beide Seiten gleich „gefüttert“ werden, bleibt die HF dort, wo sie hingehört – auf der Antenne. Unausgeglichene Einspeisung führt zu HF im Shack, merkwürdigen Mustern und unnötigen Verlusten. Darum lieben viele Funkamateure symmetrische Leitungen oder gute Strombaluns.
Antennentypen im Überblick
- Halbwellen-Dipol: Der Klassiker, mittig eingespeist, resonant und effizient.
- Inverted‑V: Dipol mit hängenden Enden; braucht weniger Spannweite, etwas höherer Abstrahlwinkel.
- Doublet (Nicht-resonant): Beliebige symmetrische Drahtlänge plus Hühnerleiter und Tuner – deckt viele Bänder ab.
- G5RV/ZS6BKW (Hybrid): Center‑fed, Leitungsstück zur Anpassung, dann Koax – multibandfähig mit Kompromissen.
- Geschlossene Schleife (Loop): Rechteck- oder Dreieck-Loop, leise im Empfang, vielseitig.
- T2FD (Terminated Folded Dipole): Breitbandig mit Abschlusswiderstand, unkompliziert, etwas verlustbehaftet.
Einspeisung und Anpassung
Einspeisung | Was es ist | Vorteile | Nachteile | Wofür geeignet |
---|---|---|---|---|
Symmetrische Leitung + symmetrischer Tuner | Hühnerleiter direkt an einen echten symmetrischen Koppler | Sehr geringe Verluste, beste Balance, breitbandig | Tuner/Hardware aufwendiger, saubere Führung der Leitung nötig | Stationäre Setups, All‑Band‑Betrieb |
Symmetrische Leitung + 1:1 Strombalun am Tuner | Hühnerleiter bis Balun am Shack, danach Tuner (unsym) | Flexibel, gute Balance bei richtigem Balun | Balun muss HF‑fest sein, hohe Spannungen möglich | Praktisch im Shack, Doublet-Betrieb |
Koax + 1:1 Strombalun am Speisepunkt | Dipol mit Koax, Balun direkt an der Antenne | Einfach, robust, wenig HF im Shack | Bei Nicht‑Resonanz steigen Verluste | Resonante Dipole/Fan‑Dipole |
Hybrid (G5RV/ZS6BKW) | Leitungsstück als „Anpasser“, dann Koax | Multiband ohne Voll‑Tuner (teilweise) | Nicht alle Bänder top, Koaxverluste bei starkem Fehlanpass | Portabel und platzsparend |
T2FD mit Balun | Gefalteter Dipol mit Widerstand und Balun | Sehr breitbandig, unkritische Anpassung | Geringere Effizienz, braucht Länge | Monitoring, SWL, unkomplizierte SSB/Databetriebe |
Tipp: Ein guter 1:1‑Strombalun (Ferrit Mix 31/43, mehrere Kerne, dicht gewickelt) ist oft der Gamechanger gegen Mantelwellen.
Baupläne für klassische Kurzwellenbänder
Resonanter Dipol (ein Band)
- Einsatz: Wenn du auf einem Band maximal effizient arbeiten willst.
- Material:
- Draht: PVC‑isolierte Litze 1.5–2.5 mm² (z. B. Kupfer, schwarz/UV‑fest).
- Speisung: Koax (RG‑58/213) + 1:1‑Strombalun am Speisepunkt.
- Mechanik: 2 Isolatoren, UV‑Leine, Kabelbinder, selbstverschweißendes Band, Kabelschuh/Crimp.
- Startlängen (pro Schenkel, vor dem Feintunen):
- 80 m: ca. 19.8 m
- 40 m: ca. 9.95 m
- 20 m: ca. 4.99 m
- 15 m: ca. 3.32 m
- 10 m: ca. 2.49 m
- Aufbau:
- Höhe: So hoch wie möglich, Enden ≥ 2.5 m über Grund.
- Feintrimmen: In kleinen Schritten kürzen, SWR an Ziel‑Frequenz beobachten.
- Tipp: Inverted‑V spart Platz, Apex so hoch wie möglich.
Fan‑Dipol (mehrere Bänder resonant)
- Einsatz: 80/40/20/15/10 m ohne Tuner.
- Material:
- Draht: 5 Paar Schenkel nach obigen Startlängen.
- Speisung: Ein gemeinsamer 1:1‑Strombalun, Koax zum Shack.
- Distanzhalter: Kleine Abstandshalter/Isolatoren, damit Drähte sich nicht berühren.
- Aufbau:
- Fächerförmig am gleichen Speisepunkt. Längste Schenkel unten, kürzere darüber.
- Abgleich: Von unten nach oben (80 → 10 m). Kürzen beeinflusst höhere Bänder weniger.
- Pro‑Tipp: Ein paar Grad Spreizung zwischen den Paaren reduziert Kopplung und macht das Tuning entspannter.
Doublet 2×16.2 m (80–10 m mit Tuner)
- Einsatz: Ein Draht für viele Bänder, sehr effizient mit symmetrischer Leitung.
- Material:
- Draht: 2×16.2 m.
- Leitung: 450‑Ω‑„Window Line“ oder 300‑Ω‑Hühnerleiter, 12–20 m bis zum Shack.
- Anpassung: 1:1‑Strombalun am Shack, danach Tuner (oder echter symmetrischer Tuner direkt).
- Aufbau:
- Führung: Hühnerleiter freihängen, Abstand zu Metall ≥ 10 cm, keine langen Parallelführungen an Regenrinnen.
- Höhe: 8–12 m ideal, Inverted‑V funktioniert gut.
- Warum 16.2 m: Praxiserprobt, meidet kritisch ungünstige Längen, die auf mehreren Bändern extreme Impedanzen erzeugen.
Rechteck‑Loop für 40–10 m (Perimeter ~20–22 m)
- Einsatz: Leise im Empfang, gute Allround‑Performance auf höheren Bändern.
- Material:
- Draht: ca. 20–22 m, geschlossen zum Rechteck oder Dreieck.
- Speisung: Hühnerleiter am oberen Eck, 1:1‑Balun am Shack, Tuner dahinter.
- Mechanik: 4 Ecken mit Isolatoren, umlaufende UV‑Leine.
- Aufbau:
- Form: Rechteck mit längerer horizontaler Oberkante, so hoch wie möglich.
- Richtwirkung: Leicht bevorzugt senkrecht zur Oberkante; für DX hilft Höhe.
ZS6BKW (kompakter Multiband‑Klassiker)
- Einsatz: 80/40/20/17/12/10 m mit brauchbarer Anpassung.
- Material grob:
- Draht: ca. 2×13.75 m.
- Leitungsstück: ca. 11.8 m 300‑Ω oder 450‑Ω Fensterleitung (je nach Variante).
- Weiterführung: Koax ins Shack, optional zusätzlicher Tuner für Feinschliff.
- Aufbau:
- Balun: 1:1‑Strombalun an der Übergangsstelle zur Koax empfohlen.
- Realität: Nicht jedes Band perfekt; dort mit Tuner nachhelfen.
T2FD (breitbandig und unkompliziert)
- Einsatz: Von 80 bis 10 m „einstecken und funken“, wenn Effizienz zweitrangig ist.
- Material:
- Draht: Gesamtlänge etwa 27–30 m, gefaltete Bauform mit Abstandshaltern.
- Abschluss: Widerstand 390–560 Ω (HF‑fest, >10 W, je nach TX‑Leistung höher).
- Balun: 4:1‑Strombalun, Koax zum Shack.
- Aufbau:
- Schräge Montage hilft, Wasser ablaufen zu lassen, Abstandshalter alle 1–1.5 m.
- Vorteil: Kaum Nachstimmen, gut für Monitoring und wechselnde Betriebsarten.
Welcher Draht wo glänzt
- Kleiner Garten/Balkon: Inverted‑V oder Loop.
- Warum: Geringere Spannweite, freundliches Nahfeld, oft leiser im Empfang.
- Station mit Bäumen und Platz: Doublet 2×16.2 m oder Fan‑Dipol.
- Warum: Viel Bandabdeckung bei hoher Effizienz.
- Portabel/Field‑Day: ZS6BKW oder kurzer Fan‑Dipol.
- Warum: Schneller Aufbau, reproduzierbare Ergebnisse.
- Störverseuchtes Umfeld: Loop.
- Warum: Subjektiv oft weniger QRN, angenehmer Klang.
- „Einstecken und los“: T2FD.
- Warum: Breitbandig, wenig Tuning‑Stress.
Einkaufsliste (allgemein)
- Draht: PVC‑isolierte Kupferlitze 1.5–2.5 mm², dunkel/UV‑fest.
- Leitung: 450‑Ω Fensterleitung oder 300‑Ω Hühnerleiter (für symmetrische Speisung).
- Balun: 1:1‑Strombalun (Mix 31/43, mehrfache Kerne), für T2FD 4:1.
- Koax: RG‑213/RG‑8X je nach Länge/Leistung.
- Isolatoren & Leinen: Keramik/Kunststoff, UV‑feste Polyester/Kevlar‑Schnur.
- Wetterschutz: Schrumpfschlauch, selbstverschweißendes Band, Dichtmasse für Steckverbinder.
- Tuner: Symmetrischer Koppler oder guter Shack‑Tuner hinter 1:1‑Balun.